Blick über die Anlage

Flug über das Schanzengelände mit Sprung

im Zeitraffer

Josef Salzgeber 1947Nachtspringen 1947Sessellift Grabs 1947

18. – 23. Februar

Im Februar 1947, also zur Zeit der Durchführung der Österreichischen Meisterschaften in Tschagguns und Schruns, musste man im Gasthaus neben Geld auch Lebensmittelmarken abgeben und da vor allem letztere oft knapp waren, war jeder froh, ‚unter der Hand’ noch Lebensmittel ohne Marken zu bekommen. Auch die Meisterschaftsveranstalter waren darum bemüht, die Skisportler bestmöglich zu verköstigen.1 Deshalb hatte Karl Risch vom Verband Vorarlberger Skiläufer eine Idee, die von Jakob Brugger sehr amüsant beschrieben wurde. Risch wollte nämlich „auf dem damals so berühmten und auch berüchtigten ‚Schwarzen Markt’ zusätzlich Fleisch einkaufen […]. Es gab da Leute, die uns verschiedene ‚Mangelwaren’ verschaffen konnten. Mit so einem ‚Unternehmer’ man nannte sie auch ‚Schwarzhändler’ trat man dann in Verbindung und dieser brachte uns nach Einbruch der Dunkelheit die gewünschten Mengen Rindfleisch an eine bestimmte Stelle, wo sie von den Gastwirten abgeholt werden konnten. Der Preis, den wir vorerst dafür bezahlen mußten, war nicht einmal übermäßig hoch. Dafür konnten die Portionen in den Gasthöfen, wo die Rennläufer und Funktionäre aßen, sehr reichlich, fast friedensmäßig wie heute ausgegeben werden. Der Mann welcher die Verteilung dieser Fleischmengen unter sich hatte, war der Zahlmeister der Sparkassa Tschagguns, der leider nicht mehr lebt. Das sprach sich bald herum und wir bekamen oder besser gesagt: begründeten den Ruf vom ‚Goldenen Westen’. Die Sache flog dann dummerweise auf und der Schwar[z]händler und der Verteiler kamen für kurze Zeit in Untersuchungshaft. Man sagt da so schön, ‚Es wird nie so heiß gegessen, wie man kocht.’ Das war auch hier der Fall und die ganze Sache fiel dem Vergessen anheim.“ 2

Diese Schwarzschlachtungen, durch die alle anwesenden Sportler, Betreuer, Pressemitarbeiter und Besucher mit üppigen Mahlzeiten versorgt werden konnten und wodurch in Ostösterreich der Begriff „Goldener Westen“ aufkam, hatte dennoch noch ein behördliches Nachspiel. Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Längle wollte die Angelegenheit 1952 nämlich endgültig aus der Welt schaffen und verlangte eine Sachverhaltsdarstellung.3 Die Tschaggunser lösten das Problem auf ihre Weise, indem sie einen zwischenzeitlich Verstorbenen als Täter nannten und „[a]lle waren zufrieden.“ 4

21. Februar

Im Rahmen der Österreichischen Meisterschaften von 1947 fand auf der Ing. Ohnebergschanze das erste Nachtspringen Österreichs statt. Die Idee dafür ging von Ing. August. Ohneberg aus. Bezüglich dieses Nachtspringens gibt es einige Kuriositäten zu berichten. Im Jahre 1947 kam es in Vorarlberg immer um Mitternacht zu Stromabschaltungen, weshalb die Siegerehrung im Anschluss an das Springen teilweise bei Kerzenlicht abgehalten werden hätte müssen. Als Ing. Ohneberg auf diesen Umstand aufmerksam gemacht wurde, entfernte er sich kurz und kam dann mit der Nachricht zurück, dass in jener Nacht der Strom erst um drei Uhr abgeschaltet werden würde.5

Es gab jedoch auch massive Kritik an der Veranstaltung. So erschien ein Zeitungsartikel, in dem der Verfasser die Meinung vertrat, dass es „besser gewesen [wäre], man hätte diesen Strom, den das Nachtspringen verschlang, in das Netz geleitet, denn die Kranken in den Spitälern und die Wöchnerinnen wären sicher froh gewesen, wenn dafür das Licht später ausgeschaltet worden wäre.“6 Ing. Ohneberg stellte daraufhin in einer Gegendarstellung klar, dass „[d]ie vielen Haushaltungen, die in den Wohnungen die Glühbirnen ausschalteten […], eine viel größere Menge Strom [ersparten], als bei der Schanze angeblich vergeudet wurde.“7 Interessanterweise wurde diese Gegendarstellung von der Zeitung nicht abgedruckt.

23. Februar

Der letzte Veranstaltungstag der Österreichischen Meisterschaften war der Funkensonntag und da es in Tschagguns damals keinen eigenen Funken gab, pilgerten alle nach Schruns. Der WSV Tschagguns Altobmann Josef Salzgeber befürchtete, dass der Schrunser Funken zum letzten schönen Eindruck für auswärtige Besucher werden könnte. Um das zu vermeiden, sammelte er 120 leere Blechdosen, füllte sie mit in Benzin getränkten Sägespänen und zündete sie an, nachdem er sie an den 120 Sesseln des Liftes fixiert hatte. So wurde der Lift zu einer wunderschönen fahrenden Lichterkette, die bis nach Schruns zu sehen war.8  Dieser beleuchtete Tschaggunser Lift wurde somit für die Sportler und Zuschauer zur letzten Impression der Meisterschaften und „Josef Salzgeber hatte wieder seinen Seelenfrieden gefunden und war tief beglückt.“9