Blick über die Anlage

Flug über das Schanzengelände mit Sprung

im Zeitraffer

Zelfenschanze 1938 (a)Zelfenschanze 1938 (b)

8. Jänner 1938

Ein Tag vor dem Eröffnungsspringen auf der Zelfenschanze, das am 9. Jänner stattfand, erschien eine Sonderbeilage des Vorarlberger Tagblattes mit dem Titel „Wintersport in Vorarlberg. Eröffnung der Zelfen-Großschanze bei Tschagguns.“ Der Erbauer der Schanze, Oberingenieur August Ohneberg stellte in einem knapp dreiseitigen Artikel seine Schanze vor. Er erläuterte, dass die Rhätikonschanze den Ansprüchen der Zeit nicht mehr entsprach und im Tschaggunser Ortsteil Zelfen schließlich ein Hang mit passendem Neigungswinkel in schneesicherer und schattiger Lage gefunden werden konnte. Nach der Einigung mit den Grundeigentümern konnte schließlich im März 1937 mit dem Fällen von 40 Bäumen begonnen werden, um den nötigen Platz für die Schanze zu schaffen. Im Anschluss daran erläuterte Ohneberg die genauen technischen Daten, die dem Längenprofil der Schanze entnommen werden können. Abschließend hob August Ohneberg lobend hervor, dass sich die Schanze sehr gut ins Landschaftsbild einfüge und zudem verkehrstechnisch gut erreichbar sei. 1

Im Anschluss an diesen Artikel von August Ohneberg findet sich in der Sonderbeilage ein kurzer Artikel vom ersten Landessportwart Edwin Hartmann:

„Dank an die Erbauer der Zelfen-Großschanze.

Ein gewaltiges Werk ist vollendet. Vorarlberg hat eine Großschanze bekommen. Drinnen im Montafon, im schönen Tschagguns, steht sie, und erwartet sehnsüchtig die ersten kühnen Springer. Wer wußte vor einem Jahr schon davon? Gewiß nur ganz wenige. Aber stille, opferbereite Männer arbeiteten schon lange, lange selbstlos u[n]d hingebungsvoll! Sie alle ließen den Mut nicht sinken, wenn es auch manchmal sehr schwer war, durchzuhalten. Das hohe Ziel immer vor Augen, opferten sie Stunde für Stunde, kämpften sich durch in mühevoller Arbeit über große Schwierigkeiten und Hindernisse hinweg, immer weiter, bis zur Vollendung des Werkes.

Vor Tagen schon deckte der Wintersmann mit seinen weichen Schneetüchern all die tiefen Rinnen an den Zelfenhängen zu. Herrlich und stolz steht nun die Großschanze mitten im weißen Märchenwunder winterlicher Pracht.

Und nun möchte ich allen Dank sagen, die dieses große Denkmal schufen: ich möchte ihnen danken für Rat und Tat, besonders Ing. August Ohneberg, dem Vorsitzenden des VVS Paul Klotz, dem Obmann des WSpV. Tschagguns Josef Salzgeber und Herrn Jakob Brugger mit all ihren Mitarbeitern. Vor allem aber auch den Familien Franz Jenny und Josef Bitschnau in Zelfen, die den Grund für den Schanzenbau unentgeltlich zur Verfügung stellten, und allen jenen, die durch Gaben oder freiwillige Arbeit mitgeholfen [haben], die Anlage zu bauen.

Ich wünsche, daß das erste große Fest, das Eröffnungsspringen am 9. Jänner 1938, ein Freudentag für sie werde, der sie die sauren Wochen strenger Arbeit vergessen lassen möge!“ 2

Wenn dieser Artikel auch etwas überschwänglich geschrieben ist, so bringt er doch eine entscheidende Sache auf den Punkt: Ohne idealistische Männer, die ihre eigenen Bedürfnisse für das Wohl des Wintersports zurückstellten, wäre die Entwicklung niemals so schnell vorangegangen.

9. Jänner 1938

Das Eröffnungsspringen auf der neuen Zelfenschanze in Tschagguns war ein großes Fest. Schließlich fand sich kein Geringerer als Weltrekordspringer Josef „Bubi“ Bradl ein und nutze die Tage vor dem Eröffnungsspringen, um mit Vorarlberger Springern zu trainieren. Der in Deutschland geborene und für Österreich antretende Bradl war der überragende Springer jener Zeit. So hatte er am 5. März 1936 im slowenischen Planica als erster Skispringer die 100-m-Marke übersprungen (101 m). Fast erwartungsgemäß gewann er am Tag nach seinem 20. Geburtstag das Eröffnungsspringen auf der Zelfenschanze und errang auch den Sonderpreis für den schönsten und weitesten Sprung. Im Anschluss an den Wettbewerb war Bradl nämlich mit verlängertem Anlauf auf 80 m gesprungen, was selbstverständlich Schanzenrekord war. Der Vorarlberger Springer Stadelmann gewann den Sonderpreis des Verbands Vorarlberger Skiläufer, da er mit 71 m der beste Springer aus dem Ländle war. 4

 

Das Eröffnungsspringen lockte eine für damalige Verhältnisse äußerst große Zuschauerzahl an. Obwohl düstere Wolken am Himmel so manchen Zuschauer aus dem Unterland von einer Anreise abhielten, wohnten 2.000 Zuschauer dem Springen bei, das schließlich doch bei guter Witterung stattfand. Viele der Zuschauer waren mit einem eigens eingerichteten Sonderzug angereist und konnten einem perfekt organisierten Springen beiwohnen. So hatte der Nachrichtentrupp der in Bludenz stationierten Artillerie Fernsprecher aufgestellt und die Zuschauer wurden mittels Lautsprecher laufend über den aktuellen Stand des Springens informiert. Das Springen war also ein voller Erfolg und die von Oberingenieur August Ohneberg so großartig geplante Schanze wurde zum Stolz von ganz Vorarlberg. 5